Sein markantes Grinsen erschien, als er sich seinem Klienten zuwandte und noch immer der Richterspruch in seinem Kopf nachhallte: "Unschuldig in allen Punkten." Der Hammer schlug auf das hölzerne Podest und verschiedenste Reaktionen waren im Gerichtssaal zu hören, aber definitiv ein erleichtertes Seufzen des 'Kriminellen'. Allein mit seinem heutigen Plädoyer cashte der Strafverteidiger einige Punkte zu seinen Gunsten und dann all diese unsinnigen Verstrickungen der Anklagebank, die im Grunde viel zu wenig Beweise vorlegen hatten oder welche mit entsprechenden Argument seinerseits entkräftet wurden. Jedoch fehlte einfach das Alibi seines Klienten und das war der springende Punkt!
90% der Menschen, die sich im hinteren Gerichtssaal befanden wollten diesen einen Mann hinter Gitter sehen und wahrscheinlich auch einige der Geschworenen. Es konnte durchaus sein, dass Curt gerade einen Verbrecher wieder auf freien Fuß setzte, aber genauso gut konnte es auch ein Unschuldiger sein und wäre für eine Tat ins Gefängnis eingefahren, wo er nichts zu suchen hatte. Zu Beginn seiner Karriere hatte Curt noch den ein oder anderen moralischen Aspekt hinterfragt, aber sein Vater belehrte ihn stets eines anderen. Ein Anwalt steht für seinen Klienten ein, nicht für die eigenen Aspekte, die durften keine Rolle spielen und behinderten nur die Arbeit! Das entsprach schlichtweg der Wahrheit, auch wenn es herzlos klang, aber Curt konnte das, er tat seinen Job und war gut darin.
Es war später Nachmittag, als er endlich aus dem Gerichtsgebäude schritt und erst einmal tief durchatmete, bevor er die breiten Treppen hinab stieg. Die Meute lauerte schon dort unten und als sie den blonden Mann sahen, kamen sie auch direkt auf ihn zu.
"Hat Mr. Jeffrey seine Frau ermordet? Können Sie uns dazu etwas sagen?!" Ohne Worte kämpfte sich Curt durch die Reporter und konnte schon den Parkplatz sehen, wo sein Auto stand, aber zu seinem Glück kam nun auch der Star aus dem Gebäude, welcher die Aufmerksamkeit vom Anwalt ablenkte, hin zum angeblichen Täter und dieser bekundete seinen Freispruch. Schrecklich diese Journalisten und als die Fahrertür seines Firmenwagens ins Schloss fiel, fühlte er sich erleichtert. Verrückte Welt.
Nachricht gesendet: Er schickte die Nachricht an seinen engen Freund William ab und hoffte auf ein ja, denn er konnte nun einen kräftigen Schluck gebrauchen. Für einen Moment schien die Beweislage erdrückend, aber dann hatte er diese eine Lücke entdeckt, klitzeklein, aber zeitlich durchaus in Frage zu stellen! Freispruch! Das war ein Erfolgserlebnis und ein verdammt gutes Gefühl. Noch in Gedanken in der Gerichtsverhandlung, spürte er ein leichtes Vibrieren in der Hand, woraufhin er wieder auf sein Smartphone sah und erneut ein Grinsen auf den Lippen erschien. Perfekt, also gab es nun einen Drink, den er sich mit William gönnte!
So fühlte sich diese Welt perfekt an!